Piz Daint (Ofenpass) - 2968 m





Heute treffen wir uns um 07:25 Uhr vor dem noch verschlossenen Speisesaal, welcher erst pünktlich um 07:30 Uhr geöffnet wird. Auch eine andere Skitourengruppe ist bereits um diese Zeit am Frühstücksbuffet. Nachdem wir uns ausgiebig gestärkt haben, beeilen wir uns, denn Emanuel will pünktlich um 08:15 Uhr abfahren, was heute auch reibungslos funktioniert. Aus schlussendlich 2 Optionen hat sich Emanuel entschieden, in Richtung Ofenpass zu fahren.

Wir sind bei sonnigem Wetter unterwegs; beim Schweizer Zoll will Emanuel langsam daran vorbeifahren, jedoch schiesst ein jüngerer Zöllner förmlich aus dem Häuschen und hält uns an. Er will wissen, wohin wir fahren und informiert uns, dass am Vortag auf dem Ofenpass eine Person von einer Lawine verschüttet wurde. Trotzdem fahren wir weiter bis auf den Parkplatz beim Berggasthaus «Buffalora» (1986 m.ü.M.), von wo aus wir bereits im Vorjahr auf dem Anreisetag zur Skitourenwoche 2016 eine Skitour in Richtung Piz Daint gestartet haben, aufgrund des Wetters und der Zeit jedoch nicht ganz hinaufsteigen konnten.

Heute stehen die Zeichen viel besser, denn die Sonne strahlt vom wolkenlosen blauen Himmel, als wir uns ausgerüstet haben und nach dem obligatorischen LVS-Test die Tour starten. Es sind noch etliche andere Skitouren-Gruppen unterwegs, welche jedoch als Ziel den Buffalora gewählt haben. Wir schreiten das Tal hinein und biegen bald nach links ab, wo wir eine eigene Spur in den Pulverschnee ziehen können; zeitweise benutzen wir auch eine alte Spur, welche in dieselbe Richtung führt. Bald kommen wir in den lichten Wald und geniessen die wunderbare Landschaft und die mit Pulverschnee bedeckten Bäume, von welchen es ab und zu rieselt. Es geht weiter einem Bachlauf entlang, bis wir auf eine Ebene gelangen. Hier gibt es eine kurze Rast, und wir montieren die Harscheisen, denn die Hänge sind nicht einfach einzuschätzen, nachdem der Wind den Schnee mehrfach verfrachtet hat. Weiter vorne in der Ebene sehen wir eine andere grössere Skitouren-Gruppe; Emanuel hat schon Bedenken, dass diese vor uns hochsteigt und ihre Spuren im Pulverschnee hinterlässt, die Gruppe schreitet jedoch der Ebene entlang weiter mit für uns unbekanntem Ziel.

Bevor wir weiterschreiten, erhalten wir von Emanuel noch eine Einweisung zum Thema «Spitzkehren» inklusive praktischer Anwendung. Der weitere Weg führt uns einem steileren Hang entlang, wo wir die Harscheisen bereits gut gebrauchen können. Auf einem Plateau bleibt Emanuel stehen und schickt René zum Spuren voraus, natürlich mit exakten Anweisungen, wo er denn zu gehen und wieder zu warten habe. Es ist fast windstill, die Sonne scheint und wir bereiten uns gedanklich bereits auf die abendliche Sauna vor. Weiter oben wartet René, bis die ganze Gruppe wieder beisammen ist, und Emanuel, welcher unterwegs eine Abkürzung genommen hat, übernimmt erneut die Führung. Die Harscheisen werden immer wichtiger, der Schnee wechselt alle paar Meter von Hart- zu Weichschnee, und zwischendurch hört man auch das unangenehme Geräusch, wenn die Skier mit Steinen in Berührung kommen. Weiter geht es um die Ecke einem steileren Hang entlang, bis wir wieder auf ein Plateau kommen, wo einige ihre Kleidung den Witterungsverhältnissen (es windet hier deutlich stärker) anpassen. Agi, welche jetzt hinter Emanuel läuft, findet ziemlich laut, dass hier ein idealer Platz zum Umrüsten auf die Talabfahrt wäre, jedoch ohne damit Emanuels Ohren zu erreichen – vielleicht liegt es ja am Wind, welcher ihre Worte an Emanuels Ohren vorbeiträgt. Wir sehen bereits das Gipfelkreuz vor uns, leider aber auch den Steilhang, welchen es bis dahin zu meistern gilt. Emanuel ist unerbittlich, er will uns den Gipfel diesmal nicht vorenthalten. Also steigen wir in den Hang ein und machen bald die erste Spitzkehre. Emanuel präpariert den Wendepunkt wie immer tadellos, so dass Agi und alle weiteren problemlos die Kurve kriegen. Bereits die nächste Spitzkehre ist jedoch deutlich herausfordernder, und Markus und René überholen Agi, um die Spur von Emanuel noch fester zu machen. Traverse reiht sich an Traverse und Spitzkehre an Spitzkehre; bei der letzten Kehre bleibt Emanuel stehen, um den Nachfolgenden zu helfen, und schickt René voraus zum Gipfelkreuz. René meistert die Spitzkehren trotz seines Meniskus-Problems gut, nicht zuletzt auch dank seiner neuen Skiausrüstung, welche hier im Unterschied zu seinen alten Brettern deutlich besser ist (auch wenn sich hartnäckig das Gerücht hält, dass dies gar keine Skier, sondern angemalte Schalungsbretter sind …).

Beim Gipfelkreuz windet es inzwischen ziemlich stark, und auch die Sicht ist nicht mehr ganz so gut, so dass wir rasch umrüsten (wobei die rascheren den langsameren helfen) und uns zur Talfahrt bereitmachen. René hat nicht einmal Zeit, um Emanuels leeren Torino-Vorrat aufzufüllen. Emanuel schärft uns nachdrücklich ein, dass wir genau in seiner Spur bleiben müssen und keine Ausreisser erlaubt sind, denn das Gelände und die Schneeverhältnisse sind nicht ganz unproblematisch. Den Steilhang rutschen wir hinunter und traversieren dann unserer Aufstiegsspur entlang, wobei auch hier abrutschen angesagt ist, denn die Schneeverhältnisse wechseln ständig, und von unten hören wir immer wieder hässliche Geräusche, wenn die Skier über die Steine kratzen, welche ihre Spuren hinterlassen. Weiter vorne wird das Gelände flacher und der Schnee besser, so dass wir wieder normal fahren können. In unterschiedlichem Gelände, jedoch in tadellosem Pulverschnee reihen wir Schwung an Schwung, bis wir wieder in den lichten Wald einfahren. Hier geht es mal im Stemmbogen und mal mit Kurzschwingen weiter, bis wir aus dem Wald auf eine Ebene kommen. Hier stellen wir fest, dass die Skitouren-Aufstiegsspur von Schneeschuh-Läufern verunstaltet wurde; trotzdem kommen wir auf holprigem Untergrund gut vorwärts, bis wir in ein weiteres Waldstück kommen. Emanuel hat unterwegs festgestellt, dass sein Akku (natürlich der Akku seines Fotoapparats) leer ist; René leiht ihm seinen eigenen Fotoapparat aus, und Emanuel bleibt zurück, um etliche Fotos zu machen. So fährt René weiter dem Trampelpfad entlang und trifft alsbald die drei Schneeschuh-Läufer, welche die schöne Skispur in einen Ackerpfad verwandelt und nun unterwegs angehalten haben. René will die Gruppe umfahren, da diese keinerlei Anstalten zum Ausweichen macht, und wird von deren Führer angefahren, dass er ja nicht in den Bach fahren soll, denn sie würden ihm nicht helfen, und dass wir zu faul seien, um einen anderen Weg zu nehmen; zudem gibt er noch einige weitere eigenartige Kommentare zum Besten. René wundert sich und entschliesst sich zur kommentarlosen Weiterfahrt, da er wenig Möglichkeiten für eine konstruktive Diskussion sieht.

Bald sind wir wieder beim Bus angelangt, wechseln die Schuhe und verstauen das Material. Emanuel hat unterwegs von den feinen Spaghetti Arrabiata geschwärmt, welche es im Restaurant Buffalora gäbe, und so entschliessen wir uns, hier einzukehren. Das Löschwasser (sprich Radler) ist alsbald auf dem Tisch, jedoch fehlen auf der Speisekarte die Spaghetti Arrabiata; Emanuel erinnert sich, dass er hier anstelle der Spaghetti doch Nudeln an Steinpilzsauce genossen hat, und bestellt sich diese. Auch andere hungrige Sportler/innen geniessen Nudeln oder (normale) Spaghetti, so dass wir bald einmal wieder gestärkt in den Bus steigen und in Richtung Hotel abfahren können.

Im Hotel geniessen alle den Wellness-Bereich – ausser unser Schreiberling, welcher wieder die Hornhaut auf seinen Fingerkuppen stärkt (die kann er dann beim Klettern wieder gut gebrauchen). Auch heute gibt es ein feines Nachtessen und einen feinen Tropfen Wein, Bier oder Hahnenburger.