Piz Chavalatsch - 2763m





Wir halten uns an die Hotel-Frühstückszeiten und sind um 07:30 Uhr im Speisesaal. Das Buffet ist wiederum sehr umfangreich und einladend. Scheinbar schätzen auch andere Gäste das frühe Aufstehen, so dass das Buffet gut besucht ist. Wir geniessen nebst dem feinen Frühstück wiederum den Tee-Abfüllservice des Hotels. Das Wetter zeigt sich weiterhin unberechenbar, und Emanuel muss sich aus verschiedensten Informationsquellen ein eigenes Bild verschaffen. Pünktlich um 08:30 Uhr besteigen wir den Bus und fahren in Richtung Stilfs. Unterwegs ertönt ein Warnsignal im Bus; René schaut auf die Anzeige und bemerkt, dass der Tank so ziemlich leer ist; Emanuel hat das Signal gewohnheitsmässig der Aussentemperatur-Warnung zugeordnet. Auf dem Navi von René werden auch die Tankstellen angezeigt, und so finden wir in Prad auf Anhieb eine Tankstelle, wo Emanuel den Tank wieder auffüllen kann. Weiter geht es in Richtung Stilfs, wo wir kurz vor dem Dorf die Hauptstrasse verlassen und links in einen schmalen Weg abbiegen; es geht immer weiter den Berg hinauf bis zu einem «Parkplatz», wo wir den Bus parkieren und uns zur Skitour rüsten. Kurz vor diesem «Parkplatz» inspiziert Emanuel noch eine neue Skispur, welche auf einem anderen Waldweg in Richtung Stilfser Alm führt, entschliesst sich jedoch, die ursprünglich geplante Route zu nehmen.

Wir starten bei durchzogenem Wetter die heutige Tour, können jedoch den ganzen Tag über die Sonnenbrille aufgesetzt lassen, auch wenn es zwischendurch etwas schneit. Es geht dem Bachlauf entlang aufwärts, bis wir in den Zufahrtsweg zur Stilfser Alm gelangen und diesem weiter folgen. Bei der Alm machen wir eine kurze Rast, um rasch etwas zu essen; René füllt beim Bergführer ebenfalls dessen leeren Torino-Vorrat auf, damit er uns weiter aufwärts bringen kann. Wir schreiten dem Tal entlang und biegen dann rechts ab, nachdem Emanuel die Variante «linke Talseite» geprüft und verworfen hat. Unterwegs sehen wir noch 2 Schneehühner, welche uns neugierig beobachten. Es geht weiter über unterschiedlich steiles Gelände, über Hochplateaus und einen Sattel in Richtung Piz Chavalatsch (oder auch Monte Cavallaccio genannt). Die Reihenfolge in der Gruppe ändert immer wieder, und zwischendurch muss Emanuel ein Machtwort sprechen, da Christine und Andreas beim Laufen immer wieder Grundsatz-Diskussionen führen und so eine kraftraubende Ziehharmonika verursachen. Unter dem Sattel präpariert Emanuel ein Plateau für eine Spitzkehre, schickt René als Spurer durch den Tiefschnee am Steilhang zum Sattel hinauf und wartet, bis alle die Spitzkehre gemeistert haben. Auf dem Sattel bläst der Wind sehr stark und führt auch Schneekristalle mit sich; aber auf dem ganzen Aufstieg ändert das Wetter immer wieder, so dass die Wahl der richtigen Kleidung nicht ganz einfach ist. Nach dem Sattel übernimmt Markus das Präparieren der Spur, gefolgt von René, welcher die Spur noch verfestigt, und den restlichen Berggängern. Es geht über mehrere Kuppen, bis wir endlich die Hütte auf der Bergspitze sehen. Wir erfahren, dass in dieser Hütte früher Wachposten aufgestellt waren, welche mit Feldstechern die Gegend nach Schmugglern absuchten und diese telefonisch an die Einsatzgruppen im Tal meldeten. Oben angekommen, heisst es wieder, rasch umzurüsten, da eine Nebelwand im Anzug ist und wir schon lieber bei guter Sicht talwärts fahren.

Wir nehmen die Talfahrt über andere Hänge als beim Aufstieg in Angriff, und wie immer findet Emanuel tolle Abfahrten, welche alle Skifahrer mehr oder weniger elegant und sturzfrei meistern. Schöner Pulverschnee wechselt sich mit etwas schwierigeren Verhältnissen ab, und kurz vor der Alm bestaunen wir 2 Schneebretter, welche sich am Hang gegenüber unserer Aufstiegsspur gelöst und in Richtung Bachbett verschoben haben. Unsere Spur führt jedoch ausserhalb dieses Bereichs vorbei, und wir kommen auf der anderen Talseite wieder in unsere Aufstiegsspur, welcher wir weiter folgen. Anstelle der Abkürzung dem Bach entlang fahren wir (vorwiegend im Stemmbogen) auf der Alpstrasse zu unserem Bus, wo wir wieder alles verladen können.

Heute machen wir auf er Rückreise zum Hotel gleich zweimal halt; zuerst bei einem Wurst- und Käseladen bei der Einmündung in die Stilfserjoch-Strasse, wo wir uns mit entsprechenden Waren ausrüsten, und dann noch in einem Café in Prad, wo wir eigentlich Apfelstrudel geniessen wollen. Leider hat es davon nur noch 3 Stück, und das ohne Vanille-Sauce, was wir in dieser Gegend als echten Skandal einstufen. Schlussendlich findet jedoch jede/r etwas Süsses nach ihrem/seinem Gusto, so dass alle zufrieden sind. Erwähnenswert ist noch die Dame, welche wir beim Wurstladen treffen und die mit uns mitfahren will, da um diese Zeit kein Bus fährt. Markus und René rücken auf dem Beifahrersitz zusammen, so dass sie hinten einsteigen kann. Wir erleben rund 10 sehr kommunikative Minuten bis nach Prad, denn die Dame weiss viel zu erzählen und ist sehr schlagfertig. Als sie auf ihre 28-jährige Tochter zu sprechen kommt, welche im Raum Zürich lebt und als Event-Managerin arbeitet, wird Emanuel hellhörig, hat er doch einen Sohn in passendem Alter, welcher bisher noch keine akzeptable potentielle Schwiegertochter zuhause vorstellen konnte. Es bleibt abzuwarten, ob sich aus diesem zufälligen Treffen etwas ergibt; und natürlich erwartet die Gruppe, dass sie dann zu der Hochzeit eingeladen wird ….

Wir verlassen das Café und fahren zurück ins Hotel Lamm, wo wir heute vergleichsweise spät ankommen und somit die Zeit für Wellness, Massage und andere Erholungskuren eher knapp ausfällt. Ursi und René trinken noch einsam und verlassen ein Radler, da auch heute unterwegs wenig Zeit zur Zwischenverpflegung blieb. Pünktlich um 19 Uhr treffen wir uns zum wie immer vorzüglichen Nachtessen. Irgendwann hat René noch angemerkt, dass wir diese Woche noch nie einen Apéro hatten, aber es ist ja noch nicht Freitag … wie sich am Ende dieser Woche herausstellen wird, fiel der Apéro diese Woche tatsächlich ganz aus.