Dosso di Dentro - 2768 m





Heute Morgen schneit es noch leicht. Wir gehen wieder um 07:30 Uhr zum Frühstück; Emanuel möchte aufgrund der aktuellen Wetterlage, dass wir bereits um 08:15 Uhr abfahren können, und so finden wir uns pünktlich beim Bus ein und fahren wieder zum Reschenpass und weiter nach Rojen, wo wir den Bus auf demselben Parkplatz abstellen wie am Vortag. Im Bus wird nochmals das Vorgehen für die doppelte LVS-Kontrolle besprochen, so dass es diesmal auch wirklich funktioniert.

Emanuel trainiert schon fleissig für seine Militärdienstzeit im Juni und treibt uns entsprechend an. Wir starten wieder in derselben Richtung ins Rojental wie am Vortag. Heute sind deutlich mehr Skitourengeher in diesem Gebiet unterwegs als am Sonntag, was uns leicht verwundert. Aber Emanuel findet wiederum eine eigene Aufstiegsspur. Die Männer dürfen direkt hinter ihm gehen und seine Spur verfestigen, so dass den Damen der Aufstieg leichter fällt. René wundert sich, dass er an dritter Stelle geht und trotzdem in der Spur immer wieder einbricht. Kurz nach den ersten Hütten verlassen wir die planierte Spur und ziehen unsere eigene Spur den Hang hinauf. Emanuel misst nach und kommt auf rund 30° Hangneigung. In Abhängigkeit vom Gelände variieren wir den Abstand zwischen den einzelnen Teilnehmenden. Mitten im steilen Gelände, wo wir rund 20m Abstand halten, holt uns eine sportliche 4er-Gruppe ein, welche selbst dicht beieinander geht und zu Adrian aufschliesst, welcher den Besenwagen unserer eigenen Gruppe bildet. Adrian hat eine kurze Diskussion mit dem Leiter der 4er-Gruppe, worauf dieser sich entschliesst, eine eigene Spur zu wählen. Weiter oben kreuzen wir mehrmals die Spur der 4er-Gruppe wie auch anderer Gruppen, welche dasselbe Ziel ausgewählt haben. Zwischendurch hören wir ab und zu das typische Geräusch, welches entsteht, wenn sich ein Schneebrett entscheidet, dass es im Tal angenehmer ist als am Steilhang. Das Mikroklima gestaltet sich abwechslungsreich, so dass wir uns manchmal wie in der Sauna fühlen (es wird bereits diskutiert, dass wir diese dann am Abend im Hotel auslassen können), um anschliessend, wenn sich die Sonne versteckt und der Wind stärker bläst, wieder leicht zu frieren. Unterwegs kommt es auch vor, dass bei einzelnen Teilnehmenden die Spur talwärts abrutscht, was die Nachfolgenden etwas irritiert. Tatsächlich schaffen wir es unterwegs auch, eine kurze Pause zu machen, um wenigsten etwas Ragusa oder Torino und wenig Tee konsumieren zu können, bevor wir wieder weiterziehen müssen. Kurz vor dem Gipfel kommen uns die ersten Tourengeher auf der Abfahrt wieder entgegen. Wie unter Bergführern üblich, entwickeln sich kurze Gespräche, bevor wir in Richtung Gipfelkreuz weiterziehen. Oben hat es ein grosszügiges Plateau, so dass alle Skitouren-Gruppen genügend Platz haben.

Wir rüsten zur Talfahrt um, natürlich möglichst rasch, denn Emanuel sieht bereits den Wetterumschwung kommen. Den kurzen ersten Teil der Abfahrt müssen wir geländebedingt denselben Weg fahren wie die anderen Tourengeher, aber bald findet Emanuel wieder unberührte Hänge, welche wir mehr oder weniger elegant bewältigen. Grundsätzlich sind die Schneeverhältnisse gut oder zumindest akzeptabel, so dass (fast) alle sturzfrei in Richtung Tal unterwegs sind. Ein Teilnehmer prüft intensiv den Schnee in einer Mulde, was nicht ganz so elegant gelingt wie seine restliche Talfahrt; aber er kann sich (etwas mühsam) aus eigener Kraft wieder befreien. Kurz vor dem Talboden findet Emanuel noch eine weitere Herausforderung: einen recht steilen, mit einzelnen Bäumen durchsetzten Tiefschneehang. Aber auch dieses Teilstück wird elegant gemeistert; nur René, welcher wegen seiner Meniskusverletzung vorsichtig ist, bekundet etwas Mühe; aber dank dem individuellen Coaching von Emanuel schafft auch er diese Hürde und erhält gleich noch wertvolle Tipps für das Tiefschneefahren. Dazu muss man wissen, dass René eigentlich seiner Frau zuliebe in den Bergen unterwegs ist und das Dilemma hat, dass er beim Klettern lieber abseilt als hinaufklettert und beim Skitourengehen viel lieber hinaufgeht als hinunterfährt … aber schliesslich hat er ja freiwillig die Schwester von zwei Bergführern geheiratet.

Schlussendlich kommen wir alle heil wieder beim Bus an, verladen das ganze Material und fahren zurück nach Taufers ins Hotel. Unterwegs ergeben sich intensive Diskussionen darüber, auf welchem Hügel wir denn heute waren. Da René aber alle Touren mit GPS aufzeichnet, sollte sich das Rätsel relativ rasch lösen lassen. Im Hotel gönnen wir uns eine wohlverdiente Jause mit verschiedenen Getränken (hauptsächlich aus der Brauerei), einer Platte mit Speck und Käse und natürlich einem Teller Pommes Frites für den Bergführer, welcher auch heute wieder fleissig gespurt hat. René kopiert die Fotos von den iPhones und stellt diese in die WhatsApp Gruppe, damit auch Ursi Derendinger wenigstens geistig bei uns ist.

Anschliessend erholen wir uns in der Wellness-Oase, schreiben den Tourenbericht oder gehen anderen Tätigkeiten nach. Zuletzt geniessen wir das feine Nachtessen, bevor wir uns zur Ruhe legen.