Beim Jägglisch Horn - 2290 m




Wir (Ursula und René Zubler) konnten an der Dolomiten-Kletterwoche 2016 leider nicht teilnehmen, da René kurz zuvor einen Riss im Innenmeniskus erlitt, welcher das Klettern verunmöglichte. Nach mehreren ärztlichen Abklärungen wollten wir jedoch versuchen, an der Skitourenwoche 2017 teilzunehmen. Verschiedene Tests im Januar und Februar zeigten, dass das Knie der Belastung wohl standhalten würde. So haben wir am Freitagabend zuhause unsere Skitouren-Checkliste abgearbeitet und das Gepäck entsprechend vorbereitet.

Am Samstag stehen wir um 04:30 Uhr auf, verabschieden uns von den 3 Katzen, packen noch die restliche Ausrüstung zusammen und verstauen alles im Auto. In Goldau holen wir noch Agi Schindler ab, welche ebenfalls (zum wiederholten Male) mit uns reist. In Wädenswil bei wolkenlos.ch treffen wir trotz Föhnsturm um 06:40 Uhr ein und laden das Gepäck in den Hangar um. Da Emanuel doch noch einige Bedenken bezüglich der neuen Ski-Ausrüstung von 2 Teilnehmenden hat, lädt er zusätzlich noch 2 eigene Miet-Ski in die Box auf dem Dach des Busses; glücklicherweise werden diese in dieser Woche jedoch nicht benötigt. Pünktlich um 07:00 Uhr wäre die Gruppe eigentlich abreisebereit; jedoch verspätet sich Familie Unsinn aus dem Glarnerland, so dass wir erst gegen 07:30 Uhr abfahren können.

Da René ein auf Lebenszeit ausgestelltes Zertifikat für den Beifahrersitz vorweisen kann, nimmt er ohne Widerspruch von anderen Gästen dort Platz und installiert sein Navigationsgerät. Emanuel hat aufgrund der sehr speziellen Grosswetterlage lange recherchiert und erst am Mittwoch das Hotel Lamm in Taufers bestätigt. Für unsere erste Skitour fahren wir nach Sankt Antönien im Prättigau, wo wir uns zuerst einmal in einem kleinen Hotel stärken. Wir erhalten warme Getränke, einen winzigen (aber feinen) Nussgipfel und kleine Stückchen Zopf oder Brot; Gipfeli gibt es leider keine. Beim Hinausgehen bewundert Markus noch die leeren Konfitüre-Gläser am kleinen Frühstücksbuffet; wir hoffen, dass wir in unserem Hotel dann besser verköstigt werden.

Anschliessend fahren wir eine schmale Bergstrasse in Richtung Roneggen empor, wo uns in einer Haarnadelkurve eine Postbotin mit ihrem kleinen gelben Auto entgegenkommt. Obwohl wir eigentlich problemlos kreuzen könnten und als bergauffahrendes Auto grundsätzlich vortrittsberechtigt wären, fährt die Postbotin an einer grosszügigen Ausweichstelle vorbei, hält mitten in der Kurve und erwartet von uns, dass wir gefälligst rückwärtsfahren sollen, und gibt zudem einige genervte Kommentare zum Thema «Ferienpilger» zum Besten, bevor wir schlussendlich dank Emanuels Fahrkünsten dennoch erfolgreich weiterfahren und weiter oben den Bus parkieren können.

Wir montieren Felle und Ski und starten in Richtung Jägglisch Horn. Noch im Auto hat Emanuel eine Instruktion zum Thema «doppelte LVS-Kontrolle» gemacht; dies ist scheinbar eine schwierige Materie, denn es will nicht so recht klappen; immerhin ist schlussendlich sichergestellt, dass alle LVS auf «senden» eingestellt sind. Zuerst geht es einem Weg entlang und durch einen Wald in Richtung Vordersäss, dann überqueren wir eine Brücke und arbeiten uns durch leichten Bruchharsch einen Hang hinauf. Für den ersten Tag kommen wir zügig voran, bis eine seltsame Wolke Emanuel nachdenklich stimmt, so dass wir kurz vor Höhgretji bereits umrüsten und wieder zu Tale fahren müssen. Inzwischen hat sich der Bruchharsch verabschiedet, so dass wir gut hinunterkommen, jedoch nicht auf dem Weg zum Auto, sondern über eine Wiese weiter hinunter zur Strasse. Emanuel fährt jedoch direkt zum Auto und holt uns an unserem Endpunkt ab. Wir verstauen alles Material wieder im Auto. Da sich das vegetative Nervensystem rasch an den Sitzplatz im Bus gewöhnt, nehmen alle wieder denselben Platz ein; schliesslich will ja niemand, dass es beim Fahren zu Übelkeit und weiteren unangenehmen Folgen kommt.

Wir fahren zurück ins Tal und weiter nach Klosters zur Verladestation des Vereina Tunnels. Hier stellen wir fest, dass wir nicht alleine unterwegs sind, und müssen fast 2 Stunden warten, bis wir auf den Autozug fahren können. Am anderen Ende des Tunnels erwartet uns heftiger Schneefall. Emanuel schlägt vor, dass wir nicht unterwegs einen Kaffee trinken, sondern direkt ins Hotel weiterfahren. Wie weise, stellen wir doch anfangs Ofenpass fest, dass der Schnee sich immer mehr auf der Strasse festsetzt. Vor uns hat sich eine Kolonne mit vielen ausländischen PWs (vornehmlich aus dem Ostblock) gebildet, welche nicht mit witterungsgerechter Ausrüstung unterwegs sind und deren Lenker zuerst einmal Schneeketten montieren müssen, wobei festzustellen ist, dass sie hier nicht besonders geübt sind. In der Gegenrichtung ist ein einsamer Schneepflug unterwegs. Emanuel überholt eine ganze Kolonne von stehenden Autos, nicht ohne von einem genervten Mann vor einem Auto mit italienischem Kennzeichen kräftig angefahren zu werden («typisch Zürcher»). Es geht sehr langsam weiter, weitere Kolonnen sind entsprechend vorsichtig unterwegs und fahren im Schritttempo um jede Kurve. Endlich erreichen wir die Abzweigung nach Livigno, wo bis auf 1 Fahrzeug alle abbiegen und wir praktisch freie Fahrt haben. Die Strasse ist recht rutschig, und wir sind entsprechend vorsichtig unterwegs, insbesondere nach der Passhöhe. Gegen Münster wechselt der Schnee in Schneeregen, und die Strasse ist nur noch nass, so dass wir besser vorwärtskommen.

Schliesslich erreichen wir in Taufers das ****-Hotel Lamm, wo wir das Gepäck bei der Rezeption deponieren, einchecken und noch unseren Durst löschen. Emanuel weist uns noch darauf hin, dass die beiden Paare mit Doppelzimmer nach der ersten Nacht in ein anderes Zimmer dislozieren werden und somit nur das Notwendigste auspacken sollen. Nach dem Bezug der Zimmer treffen wir uns im Speisesaal, wo wir die ausgezeichnete Küche, das tolle Salatbuffet usw. geniessen, bevor wir uns zur wohlverdienten Nachtruhe in den bequemen Betten verabschieden.