Ratschingerkreuz 2373m
Wir fühlen uns wie im Militär: „Frühstück um 06:30 Uhr, Abfahrt pünktlich 07:30 Uhr“. Wir fahren mit dem Bus von Meransen ins Jaufental. Vom Jaufental aus steigen wir auf den Ratschingerkreuz Gipfel; aber vorher muss ein Parkplatz geschaufelt werden, und das auf einer mit Fahrverbot belegten Waldstrasse. Emanuel und René legen sich mit der Lawinenschaufel mächtig ins Zeug, schliesslich muss ja nicht nur ein Fiat Uno parkiert werden.
Ein schmales Tal führt zur langgezogenen Alphütte „Valtigl-Alm“, wo ein kurzer Halt eingelegt wird. Die Älpler scheinen Sinn für Humor zu haben; wir bewundern Schilder mit Aufschriften wie „Ich werde nicht älter, ich werde besser!“ oder „Man muss nicht verrückt sein, um hier zu arbeiten … aber es hilft“. Mit langen Schritten und aufrechter Haltung ziehen ein paar Tourenfahrer, wahrscheinlich Einheimische, an uns vorbei. In steilen Schlaufen gewinnen wir an Höhe, und das Tal weitet sich zu einem Kessel. Der tief verschneite Bergeskranz wird von der Sonne beleuchtet. Unser Ziel, der Gipfel mit dem Kreuz vor uns, Ratschingerkreuz 2373 m, lässt sich nicht so leicht einnehmen. Im steilen Gipfelaufschwung tragen wir die Skier die letzten Meter hinauf. Inzwischen schwappen Nebelbänke daher, die Pulverschneehänge tauchen unter im diffusen Licht. Emanuel versucht alle meteorologischen Hebel zu ziehen; eine seiner interessanten Theorien lautet „Wenn dreimal der Gipfel eingenebelt und wieder freigegeben wird, dann kommt die endgültige Aufhellung …“(!). Alles Warten nützt nichts; die Sicht wird nicht besser, und wir montieren die Skibrillen. Unsere Fahrt in die Tiefe wird zum Erlebnis, hat es doch etwa einen Meter Pulverschnee, der sich in jeder Kurve in Bewegung setzt. Emanuel unterstützt unsere halsbrecherischen Fahrkünste mit lautem Gebrüll und treibt uns so zur Höchstleistung an, ja wir wachsen sogar über uns hinaus! Die rassige Fahrt der Aufstiegsspur entlang durch den Wald beendet diese unvergessliche Tour.
Mit Blick auf GPS und aufgrund grosser technischer Kenntnisse liefert René klare Anweisungen, so dass Emanuel nur noch aufs Gaspedal drücken muss, mit dem Ziel: Radler an der Bar, Kuchenbuffet und entspannende Wellness im Hotel. Auch heute erwartet uns ein feines Gourmet-Nachtessen.
Eine andere Gruppe jüngerer „Freerider“, welche ebenfalls im Hotel ist, hat an diesem Tag mit Bergführer Ambros dieselbe Tour gemacht, wie wir am Vortag. Allerdings nicht ohne konditionelle Schwierigkeiten beim Aufstieg.