Grosse Zinne / Hexenstein
Die Wetterprognosen für Samstag sind hervorragend, deshalb stehen wir heute 1 Stunde früher auf als sonst, treffen uns bereits um 06:15 Uhr beim Frühstück und um 07:00 Uhr auf dem Hotel-Parkplatz. Hier fahren alsbald Erwin und Patrick herzu, lokale Bergführer aus der Gegend. Denn heute ist Action angesagt: Brigitta, Margrit und Armin sollen mit Erwin und Emanuel (E+E) die Grosse Zinne bezwingen; Agi, Ursi und René hatten dieses schöne Erlebnis bereits vor 2 Jahren und werden heute deshalb mit Patrick ein anderes Abenteuer angehen. Die Damen sind entzückt, ist doch Erwin bei den Dreharbeiten mit Terence Hill dessen Stuntman. Wir teilen uns auf die beiden Busse auf und fahren los.
Grosse Zinne (Beitrag von Brigitta)
Wir parkieren unser Auto bei der Auronzo-Hütte auf 2320 m. Ab hier geht es zu Fuss weiter, auf einem Weg durch die Geröllhalde südlich an den drei Zinnen vorbei, in die Scharte zwischen der Grossen und der Kleinen Zinne, zum Einstieg unserer Kletterroute. Voller Ehrfurcht schauen wir hoch, seilen wir uns am Fuss dieser eindrücklichen Wand an und starten um 9 Uhr unser Abenteuer. Margrit und Brigitta klettern mit Erwin voraus. Zuerst überwinden wir die gestufte Rampe der Pyramide in einfacher Kletterei, bis zur ersten Scharte. Einige Wegstücke können wir gemeinsam hochsteigen, in schwierigeren Passagen geht Erwin voraus und sichert uns souverän nach. Er scheint jeden Stein an diesem Berg zu kennen. Heute ist einiges los an der Grossen Zinne. So müssen wir immer wieder Acht geben auf herunterfallende Steine von anderen Seilschaften. Erwin schaut nach dem Weg, stolpert, Margrit fasst ihn am Klettergurt … nochmals alles gut gegangen! Zum Glück sind wir hier auf einem sicheren Wegstück unterwegs! Wir steigen weiter, über Platten, durch Rinnen bis zum grossen Kamin. Hier beginnt das grosse Seil-Chaos. Hier an der Schlüsselstelle stauen sich die Seilschaften. Doch Erwin und Emanuel leiten uns gekonnt weiter. Mit grossen Spreizschritten steigen wir durch den grossen Kamin hoch auf einen Balkon mit wunderbarer Aussicht. Noch drei sehr schöne, spannende Seillängen, und wir erreichen das Ringband. Hier gibt es eine Pause, wir essen und trinken etwas, bevor wir den letzten Aufstiegs-Abschnitt in Angriff nehmen. Weiter geht es über Rampen, kleinere Kamine, durch eine letzte Rinne, und schon stehen wir nach gut 3 Stunden genüsslicher Kletterei ganz stolz auf der 2999 m hohen Grossen Zinne. Wir geniessen die einmalige Aussicht in die Dolomiten, den stahlblauen Himmel, die wärmenden Sonnenstrahlen und sind einfach überglücklich!
Nach einer knappen Stunde geniessen, staunen, Foto-Shooting und Mittagslunch machen wir uns auf den Rückweg. Zuerst steigen wir der Aufstiegsroute entlang zurück. Bald stehen wir wieder im Stau, vor den langen Abseilstellen. Natürlich kennt Erwin auch hier wieder eine Variante, und wir können den „Knäuel“ elegant umgehen. Es folgen 60 m Abseilstellen, Hinunterklettern, Gehen auf Trampelpfaden, zurück bis zur Pyramide. Hier zweigen wir wieder von der Hauptroute ab, steigen über Wegspuren weiter, bis auf eine grosse Schindel. Dahinter öffnet sich eine riesige Schlucht, in welche wir nun hinuntersteigen. Dann folgt die letzte 60 m Abseilstelle, und nach zwei Stunden Abstieg haben wir den Wandfuss der Grossen Zinne erreicht. In grossen Schritten geht es nun rasant das letzte Wegstück über die Geröllhalde hinab auf den Wanderweg, der zurück zur Auronzo-Hütte führt. Nochmals schauen wir hoch zu unserem Gipfel, stolz und zufrieden über unsere Leistung.
Hexenstein (Beitrag von René)
Patrick fährt mit seiner Gruppe in Richtung Cinque Torri, wo noch weitere Herausforderungen warten. Unterwegs ergeben sich aus der Diskussion jedoch noch weitere Möglichkeiten, und schliesslich entscheiden wir uns kurz vor der Passhöhe Falzarego angesichts der wunderbaren, sonnenbeschienenen Silhouette, für den Hexenstein als Tagesziel. Wir fahren ein Stück weiter in Richtung Passo di Valparola, wo wir das Auto parkieren, alles Material kontrollieren und den Zustieg zur Kletterroute in Angriff nehmen. Beim Einstieg in die Wand rüsten wir um, ziehen die Kletterfinken an und steigen hoch. Der Hexenstein bietet eine 8-Seillängen-Route, wo nur die Stände eingerichtet sind, Zwischensicherungen fehlen. Patrick (mit Ursi am Seil) klettert voran, hängt ab und zu eine Bandschlinge ein oder befestigt einen Friend, damit René (mit Agi am Seil), welcher direkt hinter ihm her klettert, einen Express einhängen kann. Die ganze Route ist im 4. Grad, wobei einige Schlüsselstellen schwierig zu klettern sind, da die Felsen dort sehr abgenutzt sind. Ein besonderer „Leckerbissen“ ist der Tunnel, welcher sich nach einer 90° Wende öffnet. Aber schliesslich schaffen alle den letzten Abschnitt hinauf zum Gipfelkreuz, wo noch andere Bergbegeisterte anzutreffen sind, denn der Gipfel kann auch auf einem Wanderweg erreicht werden, welcher durch die Befestigungsanlagen aus dem ersten Weltkrieg führt. Wir nehmen diesen Weg hinunter, laufen durch Schützengräben, steigen Treppen und Leitern hinunter, bis wir zurück zum Auto kommen. Wir verladen alles Material und fahren los zurück in Richtung Toblach. Unterwegs spricht sich Patrick mit Erwin ab, welcher inzwischen nach erfolgreicher Bezwingung der Grossen Zinne auch unterwegs zum Auto ist, und verabredet sich im Restaurant beim See.
Wir treffen zuerst ein und laben uns mit Cappuccino und feinem Kuchen; kurz darauf trifft auch die „Grosse Zinnen Gruppe“ ein und verköstigt sich ebenfalls. Und natürlich erzählen wir uns gegenseitig von unseren eindrücklichen Abenteuern. Alsdann fahren wir weiter zum Hotel, wo wir an der Bar eine weitere wohlverdiente Stärkung geniessen. Hier verabschieden wir uns auch wieder von Erwin und Patrick, nicht ohne ihnen ganz herzlich für ihre Arbeit zu danken. Da wir heute früher zurück im Hotel sind, gönnen sich alle eine kleine Auszeit in der Wellness-Oase, bevor wir wieder ein hervorragendes Nachtessen (und einen feinen Tropfen) geniessen.