Als wir aufstehen, schneit es ziemlich stark. So verlangt die Wetterentwicklung auch heute das ganze Können von Emanuel. Nach etlichen Abklärungen und Rücksprache mit seinem BackOffice in Wädenswil entschliesst er sich, auf den Reschenpass zu fahren, wobei er sich erst vor Ort für die «richtige» Skitour entscheiden will. Wir geniessen ab 07:30 Uhr das rekordverdächtige Frühstücksbuffet, an welchem wir uns ausführlich stärken. Die Auswahl und Qualität kann kaum mehr überboten werden. Ebenso wenig wie der umfassende Service und die Freundlichkeit der Hotelangestellten, welche uns die Thermosflaschen umgehend mit frischem Tee füllen.
Auf vielseitigen Wunsch von Agi fahren wir heute erst um 09:00 Uhr los. Zuvor macht Emanuel noch absolut professionell den letzten Feinschliff an den relativ neuen Skitourenschuhen von René, welche dieser anfangs Jahr kaufen musste, nachdem seine Füsse anscheinend gewachsen sind und der Nagel des grossen Zehs am linken Fuss in den alten Schuhen nach kurzer Zeit eine blaue Farbe aufwies, natürlich verbunden mit den entsprechenden Schmerzen. Vor dem Reschenpass analysiert Emanuel nochmals die lokale Wetterlage und entscheidet sich, westlich ins Gebiet Rojen zu fahren. Nach einigen Kilometern schmaler Strasse erreichen wir die Talstation des Sessellifts, wo wir das Auto parkieren und uns abmarschbereit machen. Während der Fahrt hat Emanuel nochmals das Programm präzisiert und die doppelte LVS-Kontrolle instruiert. Diesmal klappt es mehr oder weniger gut …
Wir sind an diesem Sonntag hier weder die ersten noch die einzigen Skitourengeher. Somit ist ein guter Teil des Aufstiegs bereits gespurt. Die meisten Tourengeher biegen nach einiger Zeit rechts ab und gehen in Richtung Mittlere Scharte oder Äussere Scharte. Wir selbst gehen weiter geradeaus in Richtung Egger Alm und folgen einer leichten Steigung. Weiter hinten sehen wir im Tal auf einem Platz eine grosse Gruppe Skitourengeher, welche etwas orientierungslos wirken. Ihre Spur führt noch etwas weiter in das Haupt-Tal hinein, bevor alle eine 180° Wendung machen und eben wieder zu diesem Platz zurückfahren. Auch diese Gruppe verschiebt sich dann in Richtung Mittlere oder Äussere Scharte. Wir selbst biegen vor dieser Gruppe rechts in ein Seitental ab. Vor uns ist noch eine Dreiergruppe aufgestiegen. Wir folgen dieser Spur eine Weile, bis Emanuel links abbiegt und eine eigene Spur zieht. Hinter uns kommen noch 2 Zweiergruppen, und wir werden gefragt, ob wir einen lokalen Führer haben und wohin wir gehen. Ursi antwortet, dass unser Bergführer eine Zirruswolke suche. Diese Antwort scheint ihnen ziemlich suspekt zu sein, denn die erste Gruppe schreitet weiter in der anderen Spur. Die zweite Gruppe folgt uns noch eine kurze Strecke in unserer Spur, bevor auch sie abbiegt und auf die andere Spur wechseln. Emanuel geht unbeirrt bergwärts, wobei wir den Abstand dem Gelände anpassen. Noch unter dem eigentlichen Ziel des heutigen Tages sieht Emanuel dann die gesuchte Wolke und entscheidet sich, für die Talfahrt umzurüsten.
Die Gruppe ist ziemlich verteilt und rüstet sich am jeweiligen Platz um. Die ersten fahren bereits talwärts, nur Ursi und René verspäten sich etwas, was Emanuel deren ungeliebter PIN-Bindung zuschreibt und bereits wieder bergwärts schreitet, um nach dem Rechten zu sehen. Allerdings ist nicht die Bindung der Grund für die Verspätung, sondern die Tatsache, dass die Beiden ausgerechnet auf jenem Teil des kleinen Plateaus umrüsten, wo sie bis zur Hüfte im Schnee versinken und entsprechend Mühe haben, um überhaupt wieder auf die Skier zu kommen. Aber auch dieses Problem wird überwunden, und wir freuen uns über Emanuels Weitsicht und Planung, geniessen wir doch feinsten Pulverschnee und gute Sicht während der Talfahrt. Emanuel testet noch Ursis Fahrkünste auf ihren (aus seiner Sicht) Schalungstafeln, wie er ihre neuen Skier etwas despektierlich bezeichnet, und staunt, dass sie auch in schwierigem Gelände eine saubere Parallel-Spur zu seiner eigenen Spur in den Hang zieht. Wir fahren mehr oder weniger auf unserer Spur aus dem Hinweg zurück zum Auto (nicht ohne ein kurzes Intermezzo mit einem freilaufenden Hund), wo wir die Ausrüstung verstauen und wieder einsteigen. Alle, welche sich auf eine baldige Stärkung in flüssiger und/oder fester Form gefreut haben, werden enttäuscht, denn aufgrund der nicht allzu langen Rückfahrt ins Hotel entscheidet sich Emanuel, nicht unterwegs noch einzukehren.
Nach der Rückkehr ins Hotel stärken wir uns wieder mit Radler, Aufschnitt, Brot, Pommes Frites, usw. Anschliessend beziehen die beiden Paare ihre neuen Zimmer; das Hotelpersonal hat das Gepäck aus den alten Zimmern bereits gezügelt. Ursi und René freuen sich, hat doch ihre Zimmernummer dieselben Ziffern wie das Datum ihres Hochzeitstags; zudem ist es eine wirklich schöne und grosszügige Residenz, welche insbesondere René zu schätzen weiss, hat er hier doch genügend Platz, Ruhe und schöne Aussicht beim Schreiben dieses Berichts, was ihn jeden Abend fast 2 Stunden lang beschäftigt. Zudem hat René den Auftrag erhalten, eine WhatsApp Gruppe einzurichten, an welcher auch Ursula Derendinger partizipieren kann, welche dieses Jahr aus gesundheitlichen Gründen leider nicht teilnehmen kann; Emanuel hat den Auftrag erteilt, dass alle fleissig Fotos in diese WhatsApp Gruppe einstellen sollen.
Heute ist das Gala Diner angesagt, deshalb müssen wir bereits um 18:45 Uhr im Speisesaal erscheinen; das Essen ist wiederum sehr fein, und aufgrund der angemessenen Portionen wird auch unsere Verdauung nicht überfordert. Auch dieser Tag geht irgendwann einmal zu Ende, und wir geniessen die Infrastruktur des Zimmers und die guten Betten.
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