Dieses Jahr findet die Dolomiten-Kletterwoche, wie bereits im letzten Jahr, Ende September statt. Brigitta reist bereits am Dienstagabend aus dem fernen Bernbiet mit dem Zug nach Wädenswil und übernachtet im Hotel Wolkenlos. Am Mittwochmorgen treffen auch Margrit und Armin sowie Ursi und René bereits vor 7 Uhr bei Wolkenlos.ch in Wädenswil ein. Agi musste sich leider aufgrund eines Augenleidens kurzfristig wieder abmelden. Rasch räumen wir das umfangreiche Gepäck aus den Autos in den Hangar um. Emanuel verlädt routiniert alles Gepäck in den komfortablen Reisebus; der Kofferraum ist auch mit „nur“ 5 Teilnehmenden bereits voll. Das kommt halt davon, wenn man auf Geheiss von Wolkenbruch nicht nur die normale Kletter-Ausrüstung, sondern auch noch die Hochtouren-Ausrüstung, die Badesaison-Ausrüstung usw. mitnehmen muss. Da sind wir ja mal gespannt, welche Ausrüstung für die Kletterferien am Meer vorgegeben wird – nicht dass das Flugzeug gar nicht mehr abheben kann.
Emanuel hat ein seltsames Bauchgefühl und will sofort abfahren, d.h. ohne uns den feinen Kaffee an der Hangar-Bar zu gönnen. Murrend schwingen wir uns in den Bus, René startet das Navigationsgerät, und wir fahren zügig los. Es regnet immer mehr oder weniger stark (und die Intervallschaltung des Scheibenwischers funktioniert leider nicht richtig); wir fahren entlang des Walensees, durch das St. Galler Rheintal, via Feldkirch in Richtung Arlberg. Je höher wir kommen, desto mehr betrachten wir sorgenvoll, wie weit herunter die Landschaft weiss – d.h. schneebedeckt – ist. Dies beunruhigt uns umso mehr, als der Arlberg-Tunnel während des Sommers aufgrund von Unterhaltsarbeiten gesperrt ist. Und tatsächlich, vor dem Tunnel ist auf der Normalspur eine lange stehende Kolonne; Emanuel fährt auf der Überholspur vor bis kurz vor ein Rotlicht (auf der Autobahn – das haben die Österreicher erfunden!). Irgendwann schaltet das Licht auf Grün, und wir können im Schritttempo weiterfahren, bis bei der Einmündung in die Passstrasse ein weiterer Stau ist. Hier steht die Polizei, und jeder Autofahrer muss Auskunft geben über seinen Geisteszustand – äh, den Zustand seines Fahrzeugs in Bezug auf den Winter. Wir haben Allrad und dürfen über den Pass fahren, viele andere müssen wieder zurück ins Tal. Es schneit immer stärker, in der Gegenrichtung ist die Fahrbahn schneebedeckt, und es herrscht Chaos pur auf der Strasse (Lastwagen-Chauffeure versuchen die Montage der Schneeketten mitten auf der Fahrbahn). Immerhin schaffen wir es über die Passhöhe und weiter in Richtung Innsbruck; es hat in dieser Richtung wenig Verkehr (in der Gegenrichtung hat es jedoch langen Stau, auch die Schneeräumungsfahrzeuge stehen im Stau). In St. Arlberg hat die Polizei die Strasse in Richtung Arlberg blockiert und lässt keine Fahrzeuge passieren. Will heissen, eine sehr wichtige Ost-West-Verbindung ist unterbrochen, der Verkehr muss sehr weite Umwege fahren.
Nach dem obligatorischen Halt in der Trofana Tyrol (www.trofanatyrol.at), wo wir uns mit Sandwiches stärken und den in der Hangar-Bar verweigerten Kaffee nachholen, fahren wir in Richtung Brenner, welcher schneefrei ist, und nach Bozen. Auf der Brennerautobahn gibt es in der Gegenrichtung wiederum lange, langsam fahrende doppelspurige Kolonnen. Da es immer noch regnet, fahren wir in Bozen zur Kletterhalle im Salewa (Cube) Hauptsitz (welcher sehr modern ist und aussieht wie ein Bergkristall), wo wir erste Kletterübungen machen, natürlich nicht ohne theoretische Einführung von Emanuel (welches sind schon wieder die wichtigen 8 Punkte im Klettern).
Nachdem wir einige Stunden an der Kletterwand geübt haben, schauen wir uns noch im Salewa Shop um und fahren anschliessend weiter nach Arco am Garda-See, direkt ins Ristorante "Alla Grotta", welches inmitten von Weinbergen liegt und von einer Schweizerin geführt wird. Hier werden wir mit Köstlichkeiten (Antipasti, Gemüse, feines Fleisch mit Beilagen, Gebrannte Creme, usw.) gemästet, bis wir kaum mehr aufstehen können. Wir schaffen es trotzdem, uns ins Hotel Garni al Frantoio, gemäss Emanuel das beste Hotel in der Gegend, zu verschieben, wo wir spätabends unsere Zimmer beziehen. Leider bleibt keine Zeit mehr zum Schreiben des Reiseberichts … das Problem wird sich die ganze Woche hin durchziehen – das Gedächtnis von René wird arg strapaziert, zum Glück stellt ihm Brigitta ihre eigenen Tagebuch-Notizen als Gedankenstütze zur Verfügung.
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