Der Morgen begrüsst uns (wieder einmal) mit Wolken. Bereits um 7 Uhr gibt es Frühstück, und eine Stunde später fahren wir nach Cortina d’Ampezzo, wo wir dem Wegweiser „Passo Falzarego“ folgen. Die kurvenreiche Strasse schraubt sich hinauf, durch prächtigen Wald, immer offener wird die Sicht auf mächtige Felszähne. Auf dem Parkplatz des Ristorante „da Strobel“ (das war ein berühmter Alpinist) auf 2060 m lassen wir den Bus zurück und finden nach einem (obligaten) Umweg durch Gebüsch und Geröll den Einstieg zur neu eingerichteten Via Ferrata Alpina, einem Klettersteig, der gleich mit einer 5 in abgewetztem Felsen beginnt. Schwierige Stellen wechseln mit „luftigen“ Gratüberquerungen ab. Die Gipfelstürmerin Marianne erreicht das Ziel in Rekordzeit; wir gönnen uns mehr Musse, denn Spass gehört zum Sport. Ein Wort gibt das andere, bis Vorsteiger René hinunterruft: „Seid etwas ruhiger, ich höre mein eigenes Keuchen nicht mehr!“
Am Ende des Klettersteigs gönnen wir uns eine Pause und verpflegen uns mit mitgeschleppten Früchten, Aufschnitt, Käse, Brot, Getränken, usw.; natürlich haben wir ein paar hungrige Bewunderer in Form von Bergdohlen, welche uns umkreisen und uns das „Futter“ fast aus der Hand fressen. Diese Kollegen begleiten uns auch auf dem Abstieg, man weiss ja nie, ob nicht doch noch etwas Essbares für sie dabei ist.
Auf dem flachen Gipfel-Plateau befinden sich – wie überall in dieser Gegend – Höhlen und Unterstände aus dem ersten Weltkrieg. Der Klettersteig liegt mitten in schwer umkämpften Kriegsgebiet Lagazuoi - Col de Bos. Befestigungsmauern und Schützengräben ziehen sich über die Gipfel und verlaufen in der Ferne. Die verwitterten Balken des Gipfelkreuzes werden von rostigem Stacheldraht zusammengehalten, das Ganze Gelände ist vorübergehend stimmungsgerecht von Nebelschwaden überzogen; unsere Gedanken gehen zu den vielen Soldaten, die hier Schreckliches erlebt haben.
Inzwischen scheint die „sonnige Störung“ vorbei zu sein, und ein paar ernsthafte, glücklicherweise jedoch einzelne Regentropfen begleiten uns auf dem steilen, kiesigen Weg hinunter. Ein erfrischendes Radler, ein anregender Kaffee beschliessen die eindrückliche Klettersteig-Tour. Zurück im Hotel schwimmen und „dämpfen“ wir zur Entspannung und freuen uns auf das Nachtessen und den guten Tropfen Wein, welchen wir uns wirklich verdient haben.
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