Freitag

Toblinger Knoten / Torre di Toblin 2551m


Nachdem es in der Nacht wieder einige cm Neuschnee gegeben hat, zeigt sich der Himmel heute Morgen noch nicht ganz klar. Trotzdem sind wir pünktlich am Frühstücksbuffet und stärken uns ausgiebig, hat uns Emanuel doch angedroht, dass bei schönem Wetter eine grosse Tour ansteht. Alsbald fahren wir so gestärkt über Toblach, Innerkirchen und Sexten ins Fischlein-Tal, wo wir zuhinterst in der Nähe des Hotels Dolomitenhof parkieren und uns tourenfertig machen.

Es ist schattig und ziemlich kalt, so dass wir rasch bereit sind und losmarschieren. Die ersten Kilometer geht es entlang der Langlauf-Loipe, wo uns immer mehr bewusst wird, dass dieser Sport uns erst begeistern kann, wenn altersbedingt keinerlei andere Sportarten mehr möglich sind. Gemäss Emanuel müssen wir weiter hinten nach rechts in ein Seitental, das Altensteiner Tal, abbiegen; dieses Tal sehen wir wohl, es scheint jedoch sehr eng und von steilen Bergflanken umgeben zu sein. Am Ende der Loipe entdecken wir eine Jause Station, die Talschlusshütte, welche beinahe in den Schneemassen versinkt. Der Einstieg in die eigentliche Skitouren-Spur erfordert akrobatische Fertigkeiten, denn eine Steilwand aus Schnee muss bezwungen werden. Weiter geht es durch lockeren Tannenwald, eine fantastische, tief verschneite, zauberhafte Landschaft. Zuerst geht es noch nicht so steil aufwärts, mit der Zeit ändert sich jedoch die Hangneigung. Je weiter wir vorankommen, desto mehr sehen wir, wie sich das Tal öffnet, und die begrenzenden Hänge scheinen nicht mehr so steil. Lange gehen wir im Schatten, doch irgendwann sehen wir vor uns sonnenbeschienene Hänge, auf welche die Skispur zusteuert. Heute machen wir sogar 2-mal Halt, um uns zu stärken; das erste Mal noch im Schatten, das zweite Mal dann an der Sonne. Weiter geht es bergwärts, das Tal öffnet sich immer mehr, und wir erreichen ein Hochplateau, die Bodenalpe, an dessen Ende wir das heutige Ziel sehen. Und nicht nur das - auf der linken Seite sehen wir die 3 Zinnen zum Greifen nahe (man erinnere sich: Agi, Ursula D, Ursula Z und René waren bereits mit Emanuel auf der Grossen Zinne), und vor uns die Drei Zinnen Hütte. Auch heute werden wir ab und zu von Leistungssportlern überholt, wobei der eine oder andere sich anhört wie eine altersschwache Dampflokomotive. Und man staunt - wir entdecken auch grössere Gruppen von Schneeschuh-Läufern, und das mitten im Skitouren-Paradies. Offenbar sind diese auf der anderen Seite der Zinnen bei der Hütte Drei Zinnen gestartet und über den Sattel in dieses Tal gewandert. Für uns geht es weiter dem Ziel entgegen, wobei es immer steiler wird. Oben gehen wir die letzten Meter der Krete entlang, bis wir den höchsten Punkt beim Toblinger Knoten erreichen, auf über 2'500 m. Dort rüsten wir um für die Talfahrt, geniessen die grandiose Aussicht und machen die obligatorischen Fotos. Anschliessend fahren wir der Krete entlang zurück, verlassen dann unsere Aufstiegsspur, zwängen uns zwischen Felsbrocken hindurch und queren einen Hang, denn Emanuel hat beim Aufstieg mit scharfem Auge und wachem Verstand entdeckt, dass dieser Hang im Gegensatz zur normalen Abfahrt noch völlig unverfahren ist. Also ziehen wir unsere eigenen Spuren hinunter, mehr oder weniger elegant, je nach fahrerischem Können (oder eben nicht-Können). Emanuel ist perplex - da hat er doch für uns einen wunderbaren Hang ohne jeglichen Spuren gefunden, und wir schaffen es nicht, ein schönes Strickmuster darin zu zeichnen. Einige Linien sind perfekt, andere kreuzen den ganzen Hang. Trotz dieser deprimierenden Feststellung fahren wir weiter talwärts, und Emanuel findet immer wieder noch nicht verfahrene Hänge. Natürlich gibt es auch heute wieder andere Tourenfahrer, welche uns folgen und von Emanuels Fähigkeiten profitieren.

Zurück unten im Tal wollen wir in der tief verschneiten Jause Station Talschlusshütte das obligatorische Radler geniessen; dazu müssen wir jedoch wieder eine Steilwand bezwingen, diesmal von oben nach unten, und dies unter den kritischen Blicken von einigen Dutzend Sportler/innen, welche sich auf der Gartenterrasse versammelt haben; zum Glück wird auch diese Herausforderung elegant gemeistert. Leider sind bereits alle Plätze besetzt, so dass wir die Skier wieder montieren und im Bob-Run (eigentlich ist es ein Strässchen, welches mit Schneefräsen rund 160 cm tief ausgegraben wurde) wieder in Richtung Parkplatz fahren. Die besonders Schnellen fahren an der richtigen Abzweigung vorbei zum Bus, die Schlaueren folgen Emanuel direkt vor die Hotel-Bar des Dolomitenhofs. Schlussendlich schaffen es aber alle zum wohlverdienten Radler, welchen wir mit Aperitif-Snacks ergänzen.

Anschliessend geht es mit dem Bus zurück ins Hotel zur Zwischenmahlzeit, welche auch heute wieder ausgezeichnet ist. Die Zeit ist schon fortgeschritten, und so verzichten wir heute auf die Wellness-Oase und machen uns im Hotelzimmer wieder Gesellschafts-tauglich. Auch heute erwartet uns ein feines Nachtessen - leider bereits das Letzte in dieser Woche.



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