Freitag

Grosse Zinne, 2999 m

Beizeiten erwachen wir im Berghotel Tirol bei Sexten und frühstücken um 6 Uhr. Denn heute ist unsere Königsetappe: die Grosse Zinne mit ihren 2999 m Höhe erwartet uns. Ausgangspunkt ist die Auronzo-Hütte, erreichbar auf einer mautpflichtigen, steilen, kurvenreichen Strasse. Wir haben uns für den Südwand – Normalweg entschieden.

Die goldigen Herbstwälder, die mächtig aufragenden Felstürme und darüber der blaue Morgenhimmel, welche Pracht! In der Ferne steigen Nebel auf, und ein dunkles Wolkenband schiebt sich näher. Emanuel hat zwei zusätzliche Bergführer aufgeboten: Hubert, der mit Marianne, welche bereits einmal auf der Grossen Zinne war, die Kleine Zinne in anspruchsvoller Kletterei bezwingt; und Erwin, der mit Werner und Agi am Seil den genussvollsten Weg auf die Grosse Zinne kennt. Chef Emanuel folgt mit Ursi und René. (Ursle macht einen freien Tag, um einerseits ihren Rücken zu schonen und andererseits, weil sie früher bereits auf der Grossen Zinne war.) Leichteres Klettern und sorgfältiges Gehen in anspruchsvollem Gelände wechseln sich ab; steile, enge, schwierig zu erklimmende Kamine werden zur Herausforderung. Der Blick in dunkle Bergschründe lässt das Herz pochen. Nach 3 Stunden (eine halbe Stunde rascher als Emanuel sonst mit seinen Gästen benötigt) stehen wir auf dem Gipfel; ein überwältigendes Panorama präsentiert sich in allen Himmelsrichtungen. Wir gönnen uns einen kleinen Imbiss mit schönster Aussicht. Im Abstieg wird abgeseilt oder sorgfältig hinuntergeklettert. Erwin kennt eine Route, die tief in eine Schlucht führt. Zwischen gewaltigen Felstürmen seilen wir nochmals fast 60 Meter ab … eine bodenlose Tiefe, die in ein steiles Couloir mündet. Agi erlebt einige Schrecksekunden, als plötzlich das leere Seilende von Werner, welcher vor ihr hinunter schwebte und sich unten vom Seil losbinden musste, an ihr vorbei nach oben entschwindet. Aber auch sie landet sicher am Ende der Felswand. Die Steine rollen unter den Füssen, und man „fährt“ mit dem Geröll hinunter: ein grandioser Abschluss einer unvergesslichen Bergtour! Aber natürlich fehlt auch heute der „richtige“ Abschluss mit Radler nicht. Und im Hotel können wir bei einem feinen Nachtessen die Erinnerungen nochmals aufleben lassen.



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